Auf den Spuren jüdischen Lebens in Frankfurt/Main
Ökumenischer Ausflug der Schifferstadter Pfarrgremien am 11. Oktober 2025
18 Mitglieder aus dem Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde, den verschiedenen Gremien der Pfarrei Hl. Edith Stein sowie dem Ökumeneausschuss trafen sich am frühen Samstagmorgen am Schifferstadter Bahnhof, um sich gemeinsam an diesem Tag in Frankfurt auf die Spuren jüdischen Lebens in Geschichte und Gegenwart an den beiden Standorten Museum Judengasse und Jüdisches Museum zu begeben.
Gerade am Ende einer Woche, in der auch in Deutschland an vielen Orten an den schrecklichen Überfall der Hamas am 7. Oktober in Israel erinnert wurde, mitten in dem Verhandlungsversuch in Katar, den über zwei Jahre dauernden zerstörerischen Krieg in Gaza zu beenden und auf die Freilassung der Geiseln zu hoffen sowie angesichts immer neuer Nachrichten über die starke Zunahme antisemitischer Straftaten hatte dieser Ausflug sicher noch einmal eine besondere Eindrücklichkeit.
Den ganzen Tag über wurden wir von einem ehemaligen "Schifferstadter" begleitet: Erik Riedel ist Ausstellungsleiter und Kurator für den Bereich Bildende Kunst am Jüdischen Museum Frankfurt.
Unser erster Anlaufpunkt war das Gelände der ehemaligen Judengasse, die einst zu einem der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Europa zählte.
Der nach Worms älteste Jüdische Friedhof nördlich der Alpen, der Platz der früheren Börneplatzsynagoge, die in der Reichspogromnacht ein Opfer der Flammen wurde, sowie die steinernen Rekonstruktionen des ehemaligen Ghettos vermittelten eine tiefen Einblick in das über viele Jahrhunderte bestehende und von Höhen und Tiefen geprägte jüdische Leben mitten in der Stadt.
Von dort ging es mit der Straßenbahn Richtung Mainufer. Das Jüdische Museum Frankfurt war vor 5 Jahren nach einer Erweiterung und Neukonzeption neu eröffnet worden. Zunächst konnten wir in dem koscheren und veganen Restaurant Life Deli unsere Mittagspause verbringen.
Danach führte uns Erik Riedel in einzelne ausgewählte Ausstellungsräume des Museums, die einerseits die religiösen Grundlagen des Judentums auf lebendige Weise vermittelten und gleichzeitig die reiche, aber auch wechselvolle Geschichte der Gemeinde bis in die Gegenwart hinein erzählten. Zwei besonders hervorgehobene Beispiele für den Emanzipationsprozess der deutschen Juden im 19. Jahrhundert waren hier der Maler Moritz Daniel Oppenheim, der als erster jüdischer Maler eine akademische Ausbildung erhielt, sowie die bis heutige agierende Bankiersfamilie Rothschild, die zu den einflussreichsten und wichtigsten Finanziers europäischer Staaten gehörte. Auch Anne Frank wurde 1929 in einer assimilierten jüdischen Familie in Frankfurt geboren.
Nach 1945 entwickelte sich aus den wenigen Überlebenden der Shoah sowie durch viele jüdische Displaced Persons aus Osteuropa neues jüdisches Leben in der Stadt. Einen wichtigen Beitrag für das Anwachsen der jüdischen Gemeinde bedeutete nach 1989 der Zuzug von Jüdinnen und Juden aus Osteuropa. Bis heute zählt die Gemeinde 7000 Mitglieder. Dass jüdisches Leben in Frankfurt wie auch an vielen anderen Orten in Deutschland gefährdet ist, zeigte die Präsenz der Polizei vor beiden Museen.
Am Ende waren wir dankbar für die sehr lebendigen Einblicke in das jüdische Frankfurt. Die Bahn brachte uns - wenn auch mit einigen Verzögerungen - wieder sicher nach Schifferstadt.
Text: Susanne Laun
















